Die DFL hat die Fallzahl auf 35 festgelegt.
Bremen, Gelsenkirchen, München, Köln ohne Zuschauer, Frankfurt wackelt
Nun sieht man die eigentliche Intention des ein oder anderen sehr deutlich. Wochen und Monate lag man uns in den Ohren: Es muss wieder Fußball geben, die DFL hat eigens eine Taskforce mit der Erstellung eines Konzepts beauftragt, wenn man sich daran hält ist alles prima. Das wurde so lange propagiert, bis der Ball endlich wieder rollte. Das war aber sehr schnell nicht genug. Kaum waren die ersten Spiele gespielt, mussten Zuschauer her. Erneut erarbeitete besagte Taskforce ein Konzept, welches eine gewisse Auslastung der Stadien versprach. Wieder war dieses Konzept das Nonplusultra, jeder, der etwas anderes sagte, hatte keine Ahnung.
Nun greift zum ersten Mal auch ein negativer Aspekt des besagten Konzepts. Und siehe da: Man will davon plötzlich nichts mehr wissen. Konzept? Scheiß drauf, die Zahlen interessieren mich nicht. Ich will Zuschauer! Plötzlich ist das hochgelobte Konzept, welches vor einigen Wochen noch über Politik und Virologen erhaben war, das Papier nicht mehr wert, auf dem es geschrieben wurde. Weil es entgegen der eigenen Interessen geht.
Dann hört man nicht mehr auf ein Konzept, sondern zeigt entrüstet mit dem Finger auf z.B. Freizeitparks etc.. Kredo: "DIE dürfen ja auch 10.000 Leute reinlassen! Das versteht doch kein Mensch!" Lustig dabei: Das Argument kommt mir sehr bekannt vor. Zu hören war es vor einigen Wochen sehr laut von Frisören, Gastronomen und Einzelhändlern, die nicht verstanden, warum der Fußball wieder rollt, während ihre Geschäfte und Existenzgrundlage weiter dicht bleibt. Damals war das alles nicht zu vergleichen, der Fußball muss da keine Rücksicht nehmen, müssen die anderen eben zurückstecken. Nun, da man selbst von einer solchen vermeintlichen Ungleichbehandlung betroffen ist, sieht die Sache - selbstverständlich - wieder anders aus. Da wird fleißig mit dem Finger in Richtung Brühl gezeigt und die früheren Fans des DFL-Konzepts springen bereitwillig auf den Zug auf.
Ohne das Land wieder komplett zuzumachen, funktioniert es nur mit Kompromissen. Der eine darf etwas, der andere nicht. Das wird immer so sein, denn man kann nicht alles gleichermaßen wieder zulassen oder öffnen. Dabei werden auch immer wieder unlogische Maßnahmen herauskommen - zumindest im direkten Vergleich. Letztlich entscheiden die Länder weitestgehend autark, sodass es immer auch regionale Abweichungen geben wird. Aktuell leidet der Fußball darunter, allerdings auf dessen eigenem Fundament. Die Politik hält sich lediglich an die Grenze, der der Fußball sich selbst gesteckt hat. Da muss niemand wütend mit dem Finger auf andere Zeigen, die nun scheinbar mehr dürfen. Der Fußball war einmal in exakt derselben Situation und hat sich wenig solidarisch gezeigt. Jetzt muss er eben mal zurückstecken. Das müssen andere auch. Und das wird so bleiben, bis wir einen Weg aus dieser Pandemie gefunden haben.
Wer sich aktuell sehr leise wegduckt, ist die DFL selbst. Hier findet eine massive Wettbewerbsverzerrung statt, denn gewisse Vereine sind deutlich benachteiligter als andere. Anstatt hier anzusetzen, lässt man die Clubs im Regen stehen, die den Schuldigen nun in der Politik oder den Gesundheitsämtern verorten. Wie wäre es mit einer Taskforce, die eine solidarische Umverteilung der Zuschauereinnahmen erarbeitet? Oder eine anderweitige Lösung sucht, den fairen Wettbewerb wieder herzustellen? Komisch, da ist es plötzlich ganz still in Frankfurt. So lange die Leute nicht in meine Richtung zeigen, stelle ich mich tot. Saftladen